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Warum es sich lohnt, in Qualitätsaktien zu investieren

Michael Griesdorf | the Market NZZ

Covid-19 hat zu einer Flucht in Qualitätstitel geführt. Den Markt schlagen Namen wie Sika oder Ems-Chemie aber schon viel länger. The Market zeigt, was ein gutes Unternehmen ausmacht und bei welchen Schweizer Qualitätsaktien sich der Einstieg auch heute noch lohnen dürfte.
 

Trotz vieler Fortschritte zur Bekämpfung der Pandemie bleiben die Aussichten unsicher. So ist es nicht ausgeschlossen, dass es wegen der Covid-Mutationen künftig zu weiteren Einschränkungen für die Gesellschaft und die Wirtschaft kommen wird.

Für Unternehmen und Aktionäre bedeutet das, dass Prognosen für die mittlere bis längere Frist mit diversen Unsicherheiten behaftet sind. Zwar geben mittlerweile viele Gesellschaften wieder Ziele für in zwei bis drei Jahren bekannt, oft jedoch versehen mit dem Disclaimer, dass die Vorhersagen nur gelten, sofern sich die Pandemie nicht wieder verschlimmert.

Letztlich fahren also praktisch alle immer noch auf Sicht. Zur Folge hat das, dass Anleger nach Sicherheit suchen und deshalb Werte von Qualitätsunternehmen bevorzugen. Namen wie Sika, Ems-Chemie, Givaudan oder Dätwyler haben seit Ausbruch der Pandemie den Gesamtmarkt denn auch deutlich geschlagen:

Das bessere Abschneiden der Qualitätstitel ist jedoch kein neues Phänomen. So haben die zuvor genannten Valoren bereits vor Ausbruch des Virus eine überdurchschnittliche Performance geliefert.

Doch was macht eigentlich ein gutes Unternehmen aus, und was sind die Gründe dafür, weshalb sich ein Investment auf die lange Frist in der Regel lohnt? The Market hat zur Beantwortung dieser Fragen mit zwei Experten gesprochen und nennt Beispiele, wo sich eine Anlage trotz hoher Bewertungen auch heute noch lohnt.

Starke Marktstellung als Grundvoraussetzung für Qualität

Für Moritz Baumann, Leiter Research des auf Qualitätsunternehmen fokussierten Vermögensverwalters Albin Kistler, ist eine dauerhaft starke Marktpositionierung die grundlegende Basis.

«Für uns ist es erst einmal wichtig, dass eine Gesellschaft über eine einzigartige, nicht angreifbare Marktstellung verfügt», sagt Baumann. Dabei könne sich eine gute Marktstellung vielfältig äussern. Beispiele sind laut Baumann die Grösse eines Unternehmens, seine Kostenvorteile, immaterielle Vermögenswerte oder das Bereitstellen von Gütern, Technologien und Dienstleistungen, die nur schwer zu ersetzen sind.

Auch Diego Föllmi, geschäftsführender Partner von Hérens Quality Asset Management, setzt auf die Marktpositionierung eines Unternehmens.

«Uns stellt sich immer zuerst die Frage, was der kompetitive Vorteil eines Unternehmens ist. Dabei wollen wir unter anderem sehen, dass es eine hohe Innovationskraft und damit eine hohe Preismacht besitzt», sagt Föllmi.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal, das von Föllmi und von Baumann ins Feld geführt wird, ist die Stärke der Bilanz und die Möglichkeit, diese aufrecht zu erhalten. Je solider finanziert ein Unternehmen ist, desto eher kann es sich bietende Marktchancen wahrnehmen.

«Gute Unternehmen sind für uns solche mit geringer Verschuldung und hoher Eigenkapitalquote», sagen beide unisono. Begleitend achten Föllmi und Baumann zudem auf einen hohen und stabilen Cashflow, der die Bilanz stützt.

Nur ein gutes Management weiss Stärken zu nutzen

Dennoch sind diese Voraussetzungen nur die eine Seite der Medaille. Sie richtig zu nutzen, ist gemäss Baumann die andere:

«Ganz wichtig ist für uns die Leistung des Managements. Nur wenn dieses erfahren ist, in Krisen souverän agiert, Veränderungen proaktiv angeht und sich nie auf den Lorbeeren ausruht, ist die an und für sich hochwertige Substanz eines Unternehmens auch in zehn Jahren noch da. Dazu gehört, dass das Führungsgremium mit dem Kapital effizient umgeht und organisches dem akquisitorischen Wachstum vorzieht. Wir wollen keine Sonnenkönige», sagt er.

Auch Föllmi achtet bei der Auswahl auf den Erfahrungsschatz und die Leistung des Managements.

«In gewissen Branchen, wie in der IT, wollen wir sehen, dass der CEO die nötige Erfahrung der Kernprozesse mitbringt und damit die Materie versteht», sagt Föllmi, und fügt hinzu: «Es sind für uns auch die kleinen Sachen, die zählen und die letztlich entscheidend für den Unternehmenserfolg sind. Uns ist es zum Beispiel wichtig, wie oft sich das Management trifft, wie es zusammengesetzt ist, dass es unabhängig ist und dass es im Führungsgremium innert kurzer Zeit nicht wiederholt zu vielen Wechseln kommt. Ausserdem achten wir darauf, wie es mit uns und den anderen Investoren kommuniziert. Erhalten wir auf unsere Fragen keine befriedigenden Antworten, investieren wir nicht.»

Eine einzigartige Marktstellung, eine saubere Bilanz und eine gute Führung: Unternehmen mit diesen Merkmalen weisen in der Regel laut Baumann und Föllmi denn auch eine überdurchschnittliche Rendite auf das investierte Kapital sowie ein stetiges Wachstum von Umsatz, Gewinn und Cashflow auf.

Baumann warnt jedoch vor einem saloppen Umgang mit diesen Kennzahlen: «Wer nur mit quantitativen, mechanischen Qualitätsfiltern arbeitet und dabei auf die Momentaufnahme fokussiert, läuft Gefahr, dass er sich von guten Unternehmen trennt, nur weil er zu wenig geduldig gewesen ist und gewissen negativen Punkten zu viel Beachtung geschenkt hat. Qualität zeigt sich über längere Perioden, in denen es durchaus auch einmal ein bis zwei schlechte Jahre geben darf», sagt er.

Qualität zahlt sich aus

Wer jedoch die zuvor genannten Aspekte bei der Auswahl seiner Unternehmen berücksichtigt, hat laut Föllmi und Baumann längerfristig die besten Voraussetzungen, den Markt zu schlagen.

Föllmi begründet dies mit den grundlegenden ökonomischen Gesetzen. «Nur wer wettbewerbsfähig ist, also unter anderem mindestens die Kapitalkosten verdient, wird auf die lange Sicht überleben. Das gilt für alle Wirtschaftssubjekte. Deshalb ist es unserer Meinung nach wichtig, hier keine Abstriche zu machen und auch alle Firmen gleich zu analysieren», sagt er.

Laut Föllmi zeigt sich die Stärke der Qualitätsunternehmen gerade in schwierigen Zeiten. «Sie gehen mit Krisen meist besser um als gewöhnliche Gesellschaften. Ausserdem profitieren sie in solchen Phasen oft sogar von der Schwäche der anderen.»

Baumann wiederum sagt: «Die Globalisierung sorgt für stetig grössere, offenere Märkte. Informationen werden einfacher zugänglich, Ideen verbreiten sich schneller. Diese strukturellen Treiber ermöglichen guten Unternehmen fast unerschöpfliche Wachstumsmöglichkeiten. Damit steigen ihre Gewinne und somit auch ihr Aktienkurs.»

Baumann erkennt aber noch einen weiteren Grund für das bessere Abschneiden von Qualität am Aktienmarkt:

«Das langfristige Potenzial von guten Unternehmen wird immer wieder unterschätzt.» Viele Anleger seien bei schlechten Firmen oft zu optimistisch und bei guten Firmen zu pessimistisch. «Gute Unternehmen wachsen oft viel stärker und nachhaltiger, als man denkt. Die Gewinnschätzungen sind daher meist falsch, und deshalb überraschen sie konstant positiv. Das Gros der Anleger hinkt der Realität hinterher.»

Für Baumann und Föllmi ist es gerade in unsicheren Zeiten wie heute weiterhin angebracht, in Qualität zu investieren. Föllmi warnt jedoch: «Angesichts der hohen Bewertungen ist die Disziplin und die Selektion derzeit unabdingbar.»

Dem pflichtet auch Baumann bei. Er gibt jedoch zu bedenken, dass bei guten Unternehmen der Einstiegszeitpunkt weniger wichtig ist als die Tatsache, dass Anleger überhaupt investiert sind.

«Man darf nicht naiv sein und denken, man bekomme Qualität irgendwann zu Discountbewertungen.» Was es brauche, sei die Bereitschaft zu einem langfristigen Engagement, damit sich das Potenzial der Qualitätsunternehmen auch entfalten könne. «Es gibt praktisch nichts Sichereres als ein diversifiziertes Portfolio von Top-Unternehmen», sagt Baumann.

Günstige Qualität ist nach wie vor zu finden

Trotz ihrer Beliebtheit findet Baumann auch heute noch unterbewertete Qualität – so unter anderem bei SFS und Bystronic.

«Neben einer grundsoliden Finanzierung verfügt SFS, die auf die Fertigung von Präzisionsformteilen und Sonderschrauben spezialisiert ist, über ein hochkarätiges, langfristig orientiertes Managementteam», sagt er. SFS sei es gelungen, sich in vielen zwar kleinen, aber hochattraktiven Nischen zu positionieren und dort meist eine marktführende Stellung einzunehmen. Es erstaune darum nicht, dass SFS trotz der Pandemie in weitere Kapazitäten und damit in die Zukunft des Unternehmens investiere.

SFS Na. in Fr.

Bystronic sei führend in der Blechbearbeitung mittels Laser. «Durch die jüngst vollzogene Fokussierung kann die stattliche Finanzkraft nun gezielt für den weiteren Ausbau dieser Kernkompetenz eingesetzt werden. Wachstum und Profitabilität sind im Konkurrenzvergleich überdurchschnittlich und kompensieren den zyklischen Charakter. Die transparente Kommunikation mit messbaren Zielen spricht zudem für das Management», begründet Baumann den Investmentcase von Bystronic.

Bystronic Na. in Fr.

Föllmi setzt derweil unter anderem auf Emmi und Galenica:

«Emmi hält 50% des Schweizer Heimmarkts. Zudem ist der Milchverarbeiter weltweit die Nummer eins im Vertrieb von Schweizer Käse und in Europa führend im Vertrieb von kalten Kaffeegetränken und italienischen Dessertspezialitäten. Weiter ist Emmi sehr gut positioniert, um schnell auf neue Verbrauchertrends zu reagieren und davon zu profitieren. Auch wenn die Aktie kein Wachstumswert mit hohen Margen ist, so ist sie doch ein gutes Beispiel für Schweizer Exzellenz», sagt Föllmi.

Emmi Na. in Fr.

Galenica sei ein voll integrierter Vertreiber von Medikamenten, der auch eigene rezeptfreie Arzneimittel entwickle. «Galenica verfügt in all ihren Vertriebskanälen über eine dominante Position. Zudem agiert sie in einem konsolidierten Markt mit hohen Markteintrittsbarrieren, einer stabilen Regulierung und strukturellen Wachstumsfaktoren. Wie Emmi ist Galenica ein Qualitätswert, der ein eher bescheidenes Wachstum durch einen stetigen Fokus auf den Gewinn und die Margenausweitung kompensiert», ergänzt Föllmi.

Galenica Na. in Fr.

Trotz anspruchsvoller Bewertung vieler Qualitätstitel gibt es also durchaus noch Chancen für Anleger, die auf der Suche nach Qualität sind.

https://themarket.ch/analyse/warum-es-sich-lohnt-in-qualitaetsaktien-zu-investieren-ld.4809

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