Wir überprüfen unsere Portfolios laufend und gründlich, um die Entscheidungsfindung zu optimieren und Fehler im Anlageprozess zu minimieren. Im Folgenden finden Sie eine Liste von Faktoren, die wir in diesem Jahr besonders hervorheben möchten.
Trends sind wichtig, aber…
Erinnern Sie sich noch an Clubhouse? Dieses extrem schnell wachsende, aber kurzlebige soziale Netzwerk wollte eine Art Diskussionsclub schaffen. In nur acht Monaten erreichte es 10 Millionen Nutzer und eine Bewertung von 1 Milliarde USD, was grösstenteils auf die Isolation während der COVID-Pandemie zurückzuführen war.
Trends sind weit verbreitete Phänomene, die nicht nur unseren Lebensstil, sondern auch das Investmentverhalten stark beeinflussen. Die Fähigkeit, die Stärke und Langlebigkeit von Trends, die zu einer signifikanten Steigerung der Ergebnisse führen können, einzuschätzen und von Sondereffekten zu unterscheiden, ist eine zentrale Aufgabe für jeden Anleger. Sondereffekte werden häufig durch externe Faktoren geprägt. Klassische Beispiele sind COVID-19 und hohe Gaspreise, und sind oft nur von begrenzter Dauer. Zahlreiche Unternehmen der Gesundheits- und Sportartikelbranche haben während der globalen Pandemie stark profitiert, darunter Moderna, AstraZeneca, DiaSorin und Lululemon. Als die entsprechenden Sondereffekte jedoch abflauten, gerieten diese Unternehmen unter Druck, da sich ihre überdurchschnittlichen Ergebnisse und Aktienkurse wieder normalisierten. Ähnlich erlebten Unternehmen, die Solarenergielösungen anbieten, in Zeiten hoher Gaspreise eine gesteigerte Nachfrage, doch nun normalisieren sich auch hier die Ergebnisse wieder.
Einige Sondereffekte werden durch Vorschriften aufgezwungen, wodurch sie relativ künstlich sind und nur so lange bestehen, wie es die Regulierungen erfordern. Ein anschauliches Beispiel sind Unternehmen, die sich bemühen, umweltfreundlicher zu werden, bessere Arbeitgeber zu sein oder einen grösseren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Für viele Unternehmen kann es jedoch eine natürliche Entwicklung sein, ihre Geschäftstätigkeit nachhaltiger zu gestalten, auch wenn dies häufig mit erheblichen finanziellen Belastungen verbunden ist. Im Gegensatz dazu entstehen einige Trends auf natürliche Weise aus gesellschaftlichen Entwicklungen und erweisen sich als nachhaltiger und langfristiger. Dazu gehören die sogenannten Megatrends wie Digitalisierung, Mobilität und demografischer Wandel, die insbesondere IT- und Gesundheitsunternehmen in den letzten zehn Jahren aussergewöhnlich gute Wachstumschancen geboten haben.
Abbildung 1: Aktuelle mittelfristige Trends
Megatrends sind allgemein bekannt und bieten einen globalen Rückenwind für Unternehmen und Volkswirtschaften. Mittelfristige Trends, die den Unternehmensergebnissen einen signifikanten Schub verleihen, sollten nicht nur Marketingexperten, sondern auch Vermögensverwaltern vertraut sein. Wir haben eine Liste aktueller Trendthemen (Abb. 1) zusammengestellt, die sorgfältig beobachtet werden sollten, um Anzeichen einer Erschöpfung rechtzeitig zu erkennen und gegebenenfalls aus Aktienpositionen auszusteigen.
Ungerechtfertigte Bewertung
Die Bestimmung der „richtigen“ Bewertung gehört zu den herausforderndsten Aufgaben für Investoren, da es keine allgemeingültige Regel dafür gibt. Letztlich ist die Bewertung eines Unternehmens jedoch immer an dessen Qualität und Wachstumsaussichten gebunden. Bei wachstumsstarken Unternehmen ist besondere Vorsicht geboten, da bereits kleine Zweifel an ihren Zukunftsaussichten zu einem starken Rückgang ihres Preisaufschlags führen können. Umgekehrt kann ein Unternehmen, das nicht als wachstumsstark gilt, dennoch aufgrund seiner wahrgenommenen Qualität, Marktführerschaft und geschäftlichen Stabilität einen erheblichen Aufschlag erzielen. Im Laufe der Zeit können jedoch Probleme auftreten, die das Betriebsumfeld grundlegend verändern. Der Wettbewerb ist ein wesentlicher Faktor, wie das Beispiel von Nike zeigt. Dessen dominante Position wird zunehmend von kleineren Sportschuh-Marken in Frage gestellt, die jüngere Verbraucher ansprechen, die sich von der Masse abheben möchten. Darüber hinaus könnten andere Unternehmen mit tief verwurzelten Problemen bei der Markenwahrnehmung konfrontiert sein, wie das Beispiel Gucci von Kering verdeutlicht. Im Zuge des Trends zum „stillen Luxus“ hat die Marke etwas von ihrer Anziehungskraft eingebüsst.
Die Schwächen eines Geschäftsmodells treten oft zutage, wenn wichtige Märkte oder Vertriebskanäle durch externe Kräfte gestört werden. Ein Beispiel dafür ist Estée Lauder, das stark von chinesischen Kunden und dem Reiseeinzelhandel abhängig war – Bereiche, die sich nach der Pandemie bislang noch nicht vollständig erholt haben.
Abbildung 2: Bewertungstief durch fundamentale Verschlechterung des Geschäftsmodells
Unabhängig von den Gründen für die Bewertungskompression liegt die Strategie zur Vermeidung solcher Fallstricke in einer sorgfältigen und vorausschauenden Analyse des Investments sowie der damit verbundenen Risiken und der Bewertung der Sicherheitsmarge. Eine einfache Faustregel lautet: Wenn ein Unternehmen mit einem Aufschlag bewertet wird, aber erhebliche Unsicherheiten bezüglich seiner Zukunft bestehen, ist es ratsam, an der Seitenlinie zu bleiben. Obwohl dieser Ansatz möglicherweise zu verpassten Chancen führen kann, sollte ein umsichtiges Risikomanagement immer an erster Stelle stehen.
Einmal mehr – Corporate Governance
Wir haben uns stets für eine starke Corporate-Governance-Kultur eingesetzt und berücksichtigen diesen Faktor in unseren Investitionsentscheidungen. Unser Research-Team ist in Lettland ansässig, wo der Mehrwert der Corporate Governance deutlich sichtbar ist, da Unternehmen in den Entwicklungsländern zunehmend die besten Praktiken übernehmen, um den OECD-Grundsätzen zu entsprechen. Dieser Wandel hat in den letzten 10 bis 15 Jahren zu einer verbesserten Finanz- und Aktienperformance beigetragen.
Corporate Governance und Transparenz spielen bei Investitionen in entwickelten Ländern eine gleichermassen zentrale Rolle. Besonders hervorzuheben sind hierbei japanische Unternehmen, da transparente Firmen typischerweise die Aufmerksamkeit von Anlegern auf sich ziehen und im Vergleich zu weniger transparenten Wettbewerbern höhere Bewertungen erzielen. Derzeit liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei diesen transparenten japanischen Unternehmen um 22 % höher.
Abbildung 3: Bewertungsunterschiede zwischen transparenten und weniger transparenten Unternehmen
In Märkten, in denen Transparenz aufgrund der genauen Beobachtung durch die Marktteilnehmer kein vorrangiges Thema ist, sollte der Fokus stattdessen auf die Kommunikation des Managements gerichtet werden. Wenn Adjektive wie „unglaublich“ häufig in einer Gewinnmitteilung verwendet werden, während die Ergebnisse nur mittelmässig sind oder kaum die Erwartungen erfüllen, kann dies den Verdacht auf überhöhte Bewertungen hervorrufen. Der Kommunikationsstil des Managementteams, insbesondere seine konservative Haltung in Bezug auf Prognosen, sollte aufmerksam beobachtet und kritisch bewertet werden. Diese Vorgehensweise hilft Anlegern, schmerzhafte Kursverluste zu vermeiden, wenn der Markt schliesslich seine rosarote Brille abnimmt.
Kognitiver Bias – Eine Herausforderung für Anleger
Verhaltensökonomie spielt eine entscheidende Rolle bei Investitionsentscheidungen. Kognitive Verzerrungen sind äusserst schwer zu überwinden, insbesondere angesichts der Unsicherheiten, die kurzfristig bestehen. Fast jeder Anleger, der in Einzelaktien investiert, sieht sich irgendwann dem Dilemma gegenüber, ob er eine Aktie verkaufen sollte, die bereits stark gefallen ist (zur Erinnerung: der Boden ist immer Null!) oder ob er jetzt in eine Aktie investieren sollte, deren Wert sich in diesem Jahr bereits verdoppelt hat. In solchen Situationen sollten objektive Fakten den Entscheidungsprozess leiten. Ist die Bewertung im Hinblick auf das Wachstum des Unternehmens angemessen? Wie ausgeprägt ist der wirtschaftliche Wettbewerbsvorteil? Welche Risiken sind zu erwarten, und wie wahrscheinlich ist ihr Eintreten? Obwohl das Verständnis dieser Faktoren keine 100%ig sichere Grundlage für die Entscheidungsfindung bietet, kann es den Einfluss kognitiver Verzerrungen erheblich verringern und Anlegern helfen, ihre emotionalen Reaktionen zumindest teilweise zu zügeln. In Kombination mit einem strikten Investitionsprozess sollten die Auswirkungen kognitiver Verzerrungen auf ein Minimum reduziert werden.
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Dieser Beitrag wurde ausschliesslich zu Informations- und Werbezwecken erstellt und stellt weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen dar.