Die Anleger erlebten in diesem Jahr eine Achterbahnfahrt, die sich am Ende als ein weiteres Bullenjahr entpuppte. Angetrieben wurden die Märkte vom Technologiesektor, der durch die COVID-bedingte Digitalisierung, die E-Commerce-Nutzung und Homeoffice Pflicht einen starken Schub erhielt. Wir sahen Aktienmarkt-Allzeithochs z.B. in den USA und in Deutschland, obwohl der Coronavirus der Wirtschaft erheblichen Schaden zufügte: Der IWF prognostiziert einen Rückgang des BIP 2020 in den USA um 4,3 % und für Europa wird eine Schrumpfung von 7,2 % vorausgesagt. Zusätzlich wurde die Situation durch die Ungewissheit bezüglich des Brexit (“Deal or No Deal”) bei einer immer näher rückenden Deadline verkompliziert, was den FTSE 100 im Jahr 2020 um 14,3 % (in GBP) fallen liess und den breiteren europäischen Markt in der roten Zone hielt.
Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, haben die Zentralbanken und Regierungen auf der ganzen Welt noch nie dagewesene Unterstützungsmassnahmen gewährt – als Beispiel hatten die Amerikaner im Jahr 2020 die einmalige Gelegenheit, Helikoptergeld in Höhe von 1.800 Dollar pro Kopf zu erhalten. All dies hat dazu geführt, dass das Vertrauen in die Fortsetzung der lockeren Geldpolitik und der niedrigen Zinssätze zumindest mittelfristig gewachsen ist (zum Beispiel hat die Federal Reserve die Absicht signalisiert, die Zinssätze für mindestens die nächsten 5 Jahre nahe Null zu halten), was wiederum den Zufluss von neuem Geld an den Aktienmärkten stimuliert hat.
In schwierigen Zeiten trennt sich die Spreu vom Weizen. Das war insbesondere im vergangenen Jahr deutlich sichtbar. Dies kann auch in der Performance der Quality Portfolios verdeutlicht werden. In Europa war Quality das deutlich beste Segment – wesentlich besser als Value- und Growth-Aktien in Europa. In den USA war die Situation ein wenig anders, da die Aktienkurse von Wachstumsunternehmen durch die Decke gingen und somit eine bessere Performance im Vergleich zu Qualitätsaktien lieferten – Quality war aber auch hier deutlich besser als der Markt.. Es ist erwähnenswert, dass das Jahr 2020 die grösste Underperformance des Value- gegenüber dem Growth-Stils[1]in der Geschichte des Aktienmarktes aufwies. Die extrem gute Performance des Growth-Stils lässt sich wiederum durch die massiven Kursgewinne von Technologieunternehmen erklären, die seit langem die Lieblinge der Anleger sind, da sie in ihrem Bestreben, den Fussabdruck ihrer riesigen Ökosysteme weiter zu vergrössern, voranschreiten. Die schlechtesten Performer auf Sektorebene waren die traditionellen Vertreter des Value-Stils – Energie und Finanzen – was aufgrund des eingebrochenen Ölpreises und der niedrigen Zinsen keine Überraschung war.
2020 war ein Jahr der grossen Chancen, aber auch der bitteren Enttäuschungen. Es wird wohl noch lange in Erinnerung bleiben – wegen der aussergewöhnlichen Ereignisse und der Trends, denen der Durchbruch gelang.
[1] https://www.dimensional.com/us-en/insights/when-its-value-versus-growth-history-is-on-values-side