Anfang 2021 hatte manch schon in Vergessenheit geratener Marktstratege plötzlich sein Comeback gewittert. Schossen doch die US Treasury Yields – notabene von einem historischen absoluten Tiefstand – in die Höhe und stabilisierten sich wieder auf tiefem Niveau. Dieser Zinsanstieg ging einher mit einem Comeback von Value-Titeln. Die Logik ist bestechend einfach: Steigen die Zinsen scheinen Growth Titel im Vergleich zu Value noch deutlich teurer, da durch die Abzinsung zukünftige Cash-Flows weniger Wert besitzen. Aber ist dies wirklich entscheidend? Sollte der Zins für einen Investor nicht eher als Risikomass angesehen werden? Das heisst, stehen nicht gerade Value Titel auf Grund ihrer häufig deutlich z.B. höherer Verschulung bei steigenden Zinsen in einem noch schlechteren Licht da? Letztendlich zählen nicht die Bewegungen der Zinsen, sondern die betriebswirtschaftliche Realität für den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens und entsprechend für die Mehrwerterzielung für die Aktionäre. Solange Value und Growth nur auf ein paar Bewertungskennzahlen reduziert werden, sind kurzfristige Bewegungen eher der Zufälligkeit überlassen. Die Dominanz von Growth in den letzten Jahren fusst aber auf einer grundsätzlich betriebswirtschaftlichen Stärke vieler Wachstumsunternehmen. Dass die mit dem Füllhorn bereitgestellte Liquidität ebenfalls das Momentum dieser Titel verstärkte, kam dann noch obendrein. Wenn aber wirklich auf Grund von überzeugenden betriebswirtschaftlichen Eigenschaften und einer attraktiven Bewertung investiert werden soll, dann landet man bei Quality. Quality Investing, das wir von Hérens Quality Asset Management als einer der Pioniere an diesem Thema 2003 initiiert haben, weist einen von Value und Growth unabhängigen Performance- und Risikocharakter auf. Wir haben zwar seit längerem einen Growth Tilt in unseren Portfolios, letztendlich kommt es aber darauf an, die fundamental stärksten Firmen im Portfolio zu halten, für welche gleichzeitig auch die Bewertung attraktiv ist. Dass es in der Frühphase eines konjunkturellen Aufschwungs – und da stecken wir hoffentlich dank der erfolgreichen Bekämpfung der COVID-Pandemie mitten drin – oft zu einem Rebound von zuvor hart gebeutelten Titeln (typischerweise aus dem Value- oder Non-Quality-Segment) kommt, ist nicht unüblich. Doch meist fusst dieser Rebound auf gewissen Basiseffekten (z.B. höhere Reisetätigkeit, mehr physische Entertainments, höhere Energiepreise), und die strukturellen Probleme des Geschäftsmodells dieser Firmen sind nicht einfach verschwunden, sondern nur kurzfristig in den Hintergrund gerückt. Und genau deshalb stehen Wachstumstitel – in einem notabene immer noch weltweit vorherrschenden Tiefwachstumsumfeld – besser da, weil sie auf Grund ihres Wachstums in der Vergangenheit die fundamentale Stärke gefestigt haben. Natürlich sollte aber unterschieden werden zwischen Firmen, die dank ihres Wachstums ihre betriebswirtschaftlich fundamentale Verfassung auf ein beeindruckendes Niveau gebracht haben und solchen, die zwar ein beeindruckendes Geschäftsmodell aufweisen, aber eine nachhaltige Umsetzung ohne viel Phantasie noch beweisen müssen. Und genau da landet man wieder bei einem Quality-Portfolio, welches aus Firmen besteht, die einerseits überdurchschnittlich wachsen, auf einem äusserst soliden Fundament stehen und bei denen andererseits auch die Bewertung dieser Qualität stimmt.