FONDSNET | May 2022
Es gibt eine Handvoll systematische Investitionskonzepte, die sich in den vergangenen Jahrzehnten etabliert haben und nachweislich einen eigenständigen Performance- und Risikocharakter aufweisen. Die ältesten beiden sind Value und Growth, dazu zählen aber auch Size (d.h. eine Fokussierung auf kleinkapitalisierte Unternehmen), Momentum und sicherlich seit der Finanzkrise Quality. Hérens Quality Asset Management ist seit 2003 einer der Pioniere für internationale Quality Investitionen.
Ein systematischer Investmentprozess ist entscheidend
Ein etabliertes Investitionskonzept fusst auf klaren Investitionskriterien mit dem Resultat, dass die Performance statistisch einen eigenständigen Performance- und Risikocharakter aufweist. Bei attraktiv bewerteten Quality Aktien stehen klare betriebswirtschaftliche und bewertungstechnische Kriterien im Fokus. Dabei werden alle Firmen des Investmentuniversums (z.B. global MSCI World Index), beziehungsweise deren Aktien, nach den gleichen Kriterien segmentiert und analysiert. Dabei bildet eine quantitative Segmentierung des Investmentuniversums die Basis für die Vorselektion. Es ist aber imminent wichtig, die quantitative Segmentierung mit einer qualitativen Analyse zu ergänzen, damit ein möglichst ganzheitliches Bild der Unternehmen bzw. der Investmentkandidaten gewährleistet werden kann. Dabei sind klare Vorgaben an die eingesetzten Research-Instrumente und die Beurteilung der Ergebnisse zu machen. Nur so kann eine möglichst objektive Unternehmensanalyse gewährleistet werden. Auch die Investmententscheidung sollte lediglich sicherstellen, dass die Analyse anhand der Vorgaben ausgeführt wurde. Denn wenn eine Unternehmung alle Qualitäts- und Bewertungskriterien erfüllt, spricht per se nichts dagegen, diese ins Portfolio aufzunehmen. Natürlich gilt das gleiche auch auf der Verkaufsseite. Das Resultat dieses Vorgehens ist ein attraktiv bewertetes Quality-Portfolio. In so einem Portfolio sind Firmen wie z.B. Alphabet zu finden, welche ein äusserst solides Finanzgerüst besitzen (vgl. HQAM Financial Conditions Check (FCC)), ein bewährtes Management Team, eine attraktive Marktpositionierung mit innovativen Produkten sowie über eine attraktive Bewertung verfügen. Dass nicht jeder Sektor gleich viele Qualitätsfirmen hervorbringt und manche zeitweise gar keine, liegt bei einer einheitlichen, systematischen Analyse auf der Hand. Ein Quality Portfolio kann auch nicht in jeder Markphase eine Outperformance liefern, sonst müsste mit der Prämisse von objektiven und einheitlichen Kriterien gebrochen werden. Sich mittel- bis langfristig auf attraktiv bewerte Qualitätsfirmen zu konzentrieren, lohnt sich aber, wie anhand einer systematischen und risikoadjustierten Überrendite (Alpha) gezeigt werden kann.
Figure 1: Alphabet
Grün: Unser definierter Standard für eine Quality-Company wird übertroffen; Weiss: Unser definierter Standard für eine Quality-Company wird erreicht; Rot: Unser definierter Standard für eine QualityCompany wird nicht erreicht. Quelle: Hérens
Quality und ESG gehen Hand in Hand
Nachhaltiges Investieren ist in aller Munde und zu einem Standard für Institutionelle wie auch Privat-Kunden geworden. Eine Herausforderung besteht darin, dass es abgesehen von groben, aber anerkannten Ausschlusskriterien, kaum einheitlich definierte Kriterien gibt. Das ist sowohl eine Herausforderung für Analysten und Investoren als auch für die Unternehmen, die sich je nach Region nach anderen Reporting-Bedürfnissen ausrichten müssen. Die Betriebswirtschaftslehre liefert ein solches Wertegerüst, das auch universelle Kriterien beinhaltet. Aber worin besteht der Zusammenhang zwischen der Betriebswirtschaftslehre und der Nachhaltigkeit? In einem engen Sinne bedeutet Nachhaltigkeit gemäss Duden „längere Zeit anhaltende Wirkung“– oder anders ausgedrückt bedeutet es Beständigkeit. Unternehmen, die es schaffen, auf Grund ihres Geschäftsmodells, ihres Managements und als Resultat davon ihrer finanziellen Stärke über eine längere Zeit solide – oder eben beständig – zu sein, sind aus einer betriebswirtschaftlichen Sicht nachhaltige Unternehmen. Diese Quality-Unternehmen gehen mit den Inputfaktoren (Personal, Kapital, Energie sowie anderen Ressourcen) „haushälterisch“ um, um eine möglichst beständige und hohe Rendite zu erzielen. Um dies zu erreichen, gehören natürlich noch weitere Aspekte dazu. Insbesondere dem Management kommt hier eine zentrale Bedeutung zu. Nicht umsonst heisst es: „Der Fisch stinkt immer vom Kopf her“. Das Managementteam braucht aber auch genügend Zeit, um die gesetzten ESG-Ziele oder Prinzipien umzusetzen. Und hier schliesst sich der Kreis zur Nachhaltigkeit wieder. Hat ein Unternehmen betriebswirtschaftliche Probleme, geniessen diese oberste Priorität. Schafft das Management keine Verbesserung, wird es abgesetzt. Damit sind oft auch Änderungen in der ESG-Strategie verbunden. Die Erfahrung zeigt, dass ein Unternehmen, das betriebswirtschaftlich nicht nachhaltig wirtschaftet, auch für das gesamte System nicht nachhaltig sein kann. Wird ein Unternehmen einer tiefen Nachhaltigkeitsanalyse unterzogen, wird festgestellt, dass in der Regel die betriebswirtschaftliche Nachhaltigkeit eine notwendige Voraussetzung für eine ESG-Kompatibilität ist. Natürlich müssen neben dem Management weitere Kriterien – zum Teil auch sektorspezifische – für die ESG Beurteilung eines Unternehmens hinzugezogen werden. Es hilft aber, wenn mittels einheitlicher Standards – wie der Betriebswirtschaftslehre oder eben auch Quality – eine objektive Basis für die Beurteilung einer Unternehmung geschaffen wird.
Eine Fokussierung lohnt sich
Ein Quality Portfolio fokussiert sich auf die betriebswirtschaftlich besten und zugleich attraktiv bewerteten Firmen des Investmentuniversums. Das entspricht einem kleinen Teil des Investmentuniversum von ca. fünf bis zehn Prozent. Um dieses rigorose Vorgehen noch zu akzentuieren, lancierte HQAM 2014 die „Globalen Quality Top Portfolios“ und im September 2019 den „Global Quality Top 15 Fund“. Mit der Lancierung der „Quality Top Portfolios“ kann bewiesen werden, dass je besser die betriebswirtschaftliche Qualität und je attraktiver die Bewertung einer Unternehmung ist, desto attraktiver ist auch der Performance- und Risikocharakter.